Keine Partei: "Die 68er haben Schuld?""Unter den Talaren, der Muff von Tausend Jahren" - so sind die 68er-Revoluzzer angetreten. Haben demonstriert, Häuser besetzt, freie Liebe propagiert und Klotüren in ihren Kommunen ausgehängt. Gehascht, LSD und Trips geschmissen und ihre Kinder antiautoritär erzogen. Heute sind sie Kleinunternehmer, Ärzte, Rechtsanwälte, Außen- oder Innenminister. Verklagen jeden, der ihnen in den Weg kommt, fahren Mercedes und BMW, denken an Geld und Karriere. Aus ihren Kindern sind in ihren Augen entweder angepasste Konsumsklaven geworden oder totale Versager. Unter Hochspannung und Leistungsdruck sind die Jugendlichen hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung, der Angst vor dem Scheitern und der Frage, ob die Biografie ihrer Eltern irgendeinen Sinn ergibt. Die Einen, meist Älteren, sagen, die 68er und ihre Vergangenheit haben unsere Republik in ihren Grundfesten erschüttert. Die Anderen, oft nicht so arrivierte Altersgenossen und Jüngeren, meinen die 68er haben beim Marsch durch die Institutionen ihre Ideale verraten. Recht machen können sie es jetzt keinem mehr, außer sich selbst. Und das müssen sie sich immer wieder bestätigen. Verständlich oder nicht? Würden Sie an ihrer Stelle anders handeln? Wer kommt jetzt in Frage für die Schuld an allem?
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